Carina "Nina" Clarkin, derzeit die beste Polospielerin der Welt, 35 Jahre jung, Engländerin, verheiratet mit dem Neuseeländer Polospieler John-Paul Clarkin mit einem Handicap von + 3 (höchst erreichtes Handicap +4) sagte vor wenigen Tagen bei einem Interview, sie würde es sich wünschen, wenn eine Frau aus der königlichen Familie („young royal female“) Polo spielen würde, während ihr Ehemann am Spielfeldrand sitzt und ihr dabei zuschaut. – grins – Das ganze Interview fand natürlich statt, als Meghan, Herzogin von Sussex, ihrem Mann Prinz Harry beim Polo zusah.
Klatschpresse beiseite, der Anteil der Frauen im Polo steigt ständig, aber mal Hand auf's Herz, meist sind es die Ehefrauen oder Töchter von Polospielern, die mit dem Sport anfangen, andere kommen selten auf die Idee diesen rau wirkenden Sport zu probieren, und dann spielt meist der Mann die Turniere und die Frau darf zusehen, wann sie mal an der Reihe ist. Wären mehr berühmte Frauen bei großen Turnieren vertreten, hätte der Sport vielleicht auch mehr weibliche Interessenten.
Polo ist der einzig mir bekannte Sport, bei dem Frauen und Männer gemischt an den Start gehen dürfen, nur durch die jeweilig persönlichen Leistungen in verschiedene Kategorien bzw. Spielklassen unterteilt, und gerade deshalb war und ist auch heute noch der Sport sehr durch die Männer dominiert. Der Sport ist rau und taff. Viele Frauen schrecken sicherlich davor zurück auf Turnieren in gemischten Mannschaften zu gleichen Bedingungen gegen die Herren der Schöpfung anzutreten. Es gab immer Frauen, die im heimatlichen Club ganz für sich alleine dem Sport hauptsächlich bei „Stick und Ball“ nachgingen und vom Publikum unbemerkt lediglich bei kleineren Hausturnieren teilnahmen.
Bereits 1928 fand das 1. internationale Damen Poloturnier im Westchester Biltimore Club, New York, USA, statt.
Bis in die 80er Anfang der 90er Jahre waren lediglich Claire Tomlinson (UK) und Caroline Anier (FR) die beiden herausragenden international spielenden Frauen im Polo. Obwohl sie nur ein Handicap von +1 erreichte bleibt nicht zu vergessen was Sue Sally Hale (USA), die Mutter der legendären amerikanischen Polospielerin Sunny Hale (1968 -2017), leistete, weil sie jahrelang als Mann verkleidet Polo spielte, da die USPA erst 1972 eine Frau als Mitglied akzeptierte. Sie werden als Vorreiterinnen immer unvergesslich bleiben.
Damen Handicap
Wenn man weiß, dass Frauen jahrelang so hart um die Gleichberechtigung im Sport kämpfen mussten, da wollte man doch fast den argentinischen Ladies in den Hintern treten, als die für den Ladies-Sport ein eigenes Handicap einführen wollten. Es hatte auch für mich den Anschein, das sie das Rad mit ihrem eigenen Damen-Handicap und den stark auf feminine Werbung abgestellten Ladies Turnieren zurück drehten. Frauen wieder unter sich.
2009 hat der Argentinische Poloverband (AAP) ein eigenes Handicap für Frauen eingeführt, um den Niveauunterschieden insbesondere zw. 0 und +1 (in Argentinien fängt das Handicap immer bei 0 an!) eine feinere Differenzierung geben zu können. Vor diesem Hintergrund war eine differenziertere Benotung der einzelnen Handicaps, wie es bei uns in Deutschland mit -2 und -1 ja auch erfolgt, notwendig.
Auf den zweiten Blick und hinter die Kulissen geschaut, werden immer mehr Clubs von Frauen geleitet und diese Girls-Only Tendenz führt seit Jahren dazu, dass immer mehr Frauen, auch aus dem Nicht-Polo-Umfeld den ersten Schritt in diesen Sport überhaupt wagen. Starke Spielerinnen, wie Eva Brühl (D), Lia Salvo (ARG) oder Ginevra D'Orazio (IT) werden sich immer auf allen Poloplätzen der Welt behaupten, aber die Girls-Only Spiele werden hoffentlich eine breite Basis schaffen.
Mittlerweile hat England auch ein Ladies Handicap eingeführt, weil von 763 weiblichen Spielerinnen, lediglich 20 ein Handicap von +1 oder besser hatten. Die englische Ladies-Handicapliste kann auf der Seite der HPA (Hurlingham Polo Association) eingesehen werden. Die entsprechende Ladies-Handicap-Umrechnugnstabelle der Engländer finde ich persönlich besser als die der Argentinierinnen, aber wie gesagt, am Ende wird nicht nur einfach umgerechnet, sondern eine Kommission entscheidet.
Die nachstehende Tabelle soll nur eine Hilfe bieten, wie man die Handicaps für Frauen in Argentinien umrechnen kann/könnte. Letztendlich entscheidet auch hier eine eigene Handicap Komission:
Hcp. Allgemein =
-2
-1
0
1
2
3
4
Hcp. weiblich (FEM AAP)
0T
1T
2T
4T
6T
8T
9T
Weiter unten ist eine Tabelle der akt. Damen Handicaps gem. Veröffentlichung der AAP Herbst 2018 - was unserem Frühjahr entspricht
Damen Polo in England
Die Grace Schwestern, 4 Töchter des bekannten englischen Polospielers, -lehrers und Buchauthors Peter Grace, tun heutzutage ihr Bestes, um den Sport allgemein und bei der Damenwelt insbesondere vorwärts zu bringen. Familientraditionen verpflichten und als weiblicher Nachfolger in einer immer noch recht Männer dominierten Sportart muss man doppelt so stark kämpfen! Viktoria Grace spielt Handicap +2 (Damenhandicap +6), was unter den Frauen schon sehr beachtlich ist. Doch viel herausragender sind Ihre Leistungen für den Sport als Polomanagerin des doch weltweit bekannten Ascot Park Polo Club, UK.
Und als ob dies nicht ausreicht gründete ihre Schwester Pippa Grace 1997 die "International Women's Polo Association" (IWPA), den Internationalen Damen Polo Verband. Die IWPA hat es sich zur Aufgabe gemacht Damen-Polo zu fördern. Insbesondere durch Spezial-Events wie das "UK National Women's Polo Tournament" und das "Women's World Championship" wurden und werden gezielt die Frauen im Polo gefördert.
2005 hatten bereits 27 Frauen-Poloteams mit insgesamt 100 Polospielerinnen am UK National Women’s Polo Tournament teilgenommen. 2006 waren es sogar 38 Teams. Allein in 2005 wurden 140 neue weibliche Spieler in England registriert, mittlerweile sind es fast 800 eingetragene Polospielerinen in England, zum Vergleich: Deutschland hat insgesamt nur ca. 300 eingetragene Spieler.
Damen Polo in Argentinien
Die derzeit wohl berühmteste Polospielerin ist für mich Mia Cambiaso, die älteste Tochter von Adolfo Cambiaso, dem legendären Polospieler mit +10 Handicap und der Moderatorin Maria Vazquez. Mia wird im November 16 Jahre, sie spielt aber bereits seit einigen Jahren weltweit erfolgreich Polo auf einem Level - für Europa kaum vorstellbar - Handicap +1 bzw Damenhandicap +6. Natürlich ist sie bestens beritten und hat mit ihrem Vater einen hervorragenden Trainer an der Hand, aber der Druck dieses Nachnamens lastet auch auf den Schultern dieses nicht mehr ganz so kleinen Mädchens. Ich brauche keine Hellseherin zu sein, dass wir von Mia in den nächsten Jahren noch viel erwarten können.
2. FIP Ladies Polo European Championship 2018
Im April 2017 fanden im Rahmen der Qualifikationsspiele der Zone Europa für die Polo Weltmeisterschaft in Sydney zum ersten mal die Damen Europameisterschaft statt. Austragungsort war der Polo Club du Domaine de Chantilly in Frankreich. Das Team aus Italien mit Ginevra Visconti (1), Maria Vitoria Marchiorello (3), Costanza Marchiorello (3) and Ginevra D’Orazio (3) konnte den Titel erringen. Unsere Damen Tahnee Schröder (3), Maike Hölty (3), Laura Gissler Weber (3) and Naomi Schröder (3) erzielten den 3.Platz auf dem Siegertreppchen.
Die 12. FIP European Championship und die 2. FIP Women European Championship finden vom 20.-30. September im Villa A Sesta Polo Club in Italien statt.
Dieses Jahr werden
Sabrina Bosch (0),
Marie-Luise Haupt (3),
Eva Brühl (6) und
Laura Gissler-Weber (3)
für Deutschland an den Start gehen.
